Seit vielen Jahren setzt sich der FC Schalke 04 gegen Hass, Gewalt und Diskriminierung ein. Zu diesem Engagement gehören auch regelmäßig Gedenkstättenfahrten. Gemeinsam erinnern Verein und Fans an die Opfer des Nationalsozialismus und tragen die Lehren der Vergangenheit engagiert in die Gegenwart.

Bereits 2017 organisierte der FC Schalke 04 in Kooperation mit dem Fanprojekt Gelsenkirchen und der vereinseigenen Stiftung Schalke hilft! eine erste Bildungsreise zur Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim). An dieser Premiere nahmen rund 25 Schalke-Fans und Vereinsmitarbeitende teil. Die Reise stand im Gedenken an die während der NS-Zeit verfolgten jüdischen Mitglieder der Schalker Vereinsfamilie sowie an die jüdischen Bürger Gelsenkirchens.
Vor Ort besuchte die Gruppe sowohl das Stammlager Auschwitz I als auch das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die Eindrücke waren überwältigend: Viele Teilnehmende schilderten, dass sie angesichts der grausamen Verbrechen und der authentischen Orte tief erschüttert und nachdenklich wurden. Die Erfahrung, an der Stätte millionenfachen Leids zu stehen, brannte sich ins Gedächtnis ein und schärfte bei den Fans das Bewusstsein für die Verantwortung, sich gegen das Vergessen zu engagieren.
Zeichen „gegen das Vergessen“
Aufgrund der großen Resonanz folgten in den Jahren 2018 und 2019 weitere Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz – ein Zeichen dafür, wie groß das Interesse der Schalker Anhänger an dieser Form der historischen Bildungsreise war. Viele Fans nutzten die Gelegenheit, um mehr über den Holocaust zu erfahren und zugleich ein Zeichen „gegen das Vergessen“ zu setzen. Diese wiederholten Besuche der Gedenkstätte Auschwitz wurden zu einem festen Bestandteil der antifaschistischen Vereinsarbeit und unterstrichen das fortwährende Engagement des Vereins für eine lebendige Erinnerungskultur.
Buchenwald und Westerbork
Nach der pandemiebedingten Pause weitete der S04 das Konzept der Gedenkstättenfahrten auf weitere historische Orte aus. So führte die Reise im November 2022 die Schalker Delegation erstmals nach Buchenwald, zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers bei Weimar. Gemeinsam mit Vertretern des Vereinsvorstands begaben sich Dutzende Fans auf Spurensuche in Buchenwald. Unter dem Motto „Gegen das Vergessen, für eine lebendige Erinnerungskultur“ erkundete die Gruppe das Lagergelände, die Überreste der Häftlingsbaracken und die Dauerausstellungen. Vor Ort wurde der S04-Reisegruppe eindringlich vor Augen geführt, welche Grausamkeiten auch auf deutschem Boden geschahen – von der systematischen Vernichtung politisch Verfolgter bis zur Ermordung zehntausender jüdischer Menschen, Sinti und Roma in Buchenwald. Auch diese Fahrt hinterließ bei allen Beteiligten einen tiefen Eindruck. Durch Gespräche mit Gedenkstättenpädagogen und Zeitzeugenberichten wurden aus abstrakten Zahlen greifbare Schicksale.
Erinnerung an Ernst Alexander
In jüngerer Zeit hat Schalke 04 einen weiteren bedeutsamen Erinnerungsort in den Fokus gerückt: Im Januar 2024 – rund um den Holocaust-Gedenktag – besuchten Mitarbeiter des Clubs und Fans das ehemalige Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden. Dieses Lager diente den Nazis ab 1942 als Transitstation, um Juden sowie Sinti und Roma in die Vernichtungslager im Osten zu deportieren. Die gemeinsame Reise stand ganz im Zeichen des Schicksals von Ernst Alexander, dessen Weg über Westerbork nach Auschwitz führte.
80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz scheint es wichtiger denn je, die Erinnerungskultur aktiv zu pflegen.
Vor der Fahrt bereiteten sich die Teilnehmenden mit Literatur über die NS-Zeit in Gelsenkirchen vor und lasen die vereinseigene Publikation „Spurensuche – Jüdische Schicksale auf Schalke“, die eindrucksvoll die jüdische Vergangenheit des Vereins und der Stadt schildert. Vor Ort in Westerbork erwartete die Gruppe ein bewegendes Programm: Im Museum des Lagers sahen sie die Dauerausstellung „Die Erinnerung an das Lager Westerbork“, besichtigten das weitläufige Gelände des ehemaligen Lagers und erfuhren in Vorträgen von Historikern und Vereinsarchivaren mehr über die Verbindungen zwischen Schalke und der NS-Zeit.
Haltung zeigen
Insbesondere heute, 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, scheint es wichtiger denn je, die Erinnerungskultur aktiv zu pflegen. Die Gedenkstättenfahrten des FC Schalke 04 haben sich als wirkungsvolle Möglichkeit erwiesen, Geschichte erlebbar zu machen und die Fans sowie Vereinsangehörigen für die Bedeutung von Toleranz, Menschlichkeit und Zivilcourage zu sensibilisieren. Viele der Teilnehmenden kehren mit dem Gefühl zurück, dass die Losung „Nie wieder!“ nicht abstrakt bleiben darf, sondern täglich neu mit Leben zu füllen ist. Ob nach Auschwitz, Buchenwald oder Westerbork – jede Gedenkstättenfahrt hat die mitgereisten Schalker tief berührt und motiviert, im Alltag Haltung zu zeigen.